Die Uhrmacherkamera (Alpa 11si mit Kern 50mm F1.9)

The Watch Makers Camera (Alpa 11si w/ Kern 50mm F1.9)

Was käme dabei heraus, wenn ein Schweizer Hersteller von Präzisionsuhren der Spitzenklasse plötzlich beschließen würde, eine Spiegelreflexkamera zu entwickeln und zu bauen? Genau diese Frage stellte sich Pignons SA 1939 und stürzte sich Hals über Kopf in den aufstrebenden Markt für 35-mm-Filmkameras. Damit begann eine 50-jährige Reise, die mit der gleichen Anzahl an Kameragehäusen endete, die heute in einer Fabrik in wenigen Wochen produziert werden könnte – und mit dem Bankrott.

Alpa-Kameras sind eine Ausnahmeerscheinung in der Welt der Filmkameras. Sie sind extrem hochwertig verarbeitet und bestehen aus Hunderten von einzeln handgefertigten und montierten Teilen. Neu sind sie extrem teuer, gebraucht heute noch viel mehr. Ihre extreme Langlebigkeit und die außergewöhnlich hohe Verarbeitungsqualität übertreffen die von Zeiss, Schneider und Leica. Sie sind extrem selten und werden von wenigen Eingeweihten begehrt, die gerne den Eindruck erwecken, etwas zu wissen, was Ihnen verborgen bleibt.

Was soll also der ganze Wirbel? Nun, zunächst einmal ist die Kamera extrem robust. So robust, dass man sie als Hammer benutzen könnte und eher den Nagel beschädigen würde, als die Kamera zu zerbrechen. Noch wichtiger sind jedoch die Objektive. Alpa stellte nie eigene Linsen her. Stattdessen wandten sie sich an die Branchengrößen der damaligen Zeit, allen voran Kern, die seit 1819 in der Schweiz optisches Glas produzierten. So entstand das Kern Macro-Switar 50mm F1.9. Allein die Erwähnung dieses Objektivs gegenüber dem richtigen Experten lässt ihn vor Begeisterung dahinschmelzen.

Aber ist der ganze Hype gerechtfertigt? Nun ja, teils, teils. Zwar ist die Kamera technisch und optisch zweifellos solide verarbeitet, aber das Gesamtdesign und die Bedienung sind furchtbar. Der Auslöser befindet sich an der Vorderseite der Kamera, direkt rechts neben dem Objektiv, das wiederum mit einem kleinen Auslöserknopf darüber montiert ist. Dadurch war sie eine der umständlichsten Kameras, die ich je bedient habe. Ständig drückte ich auf das Auslöserrad in der Erwartung, ein Foto zu machen. Der Sinn dahinter war doch, dass man vor dem Auslösen abblenden und so die Schärfentiefe bestimmen konnte. Ziemlich clever, nur dass die meisten anderen Kameras das mit einem Hebel an derselben Stelle gelöst haben. Es gab also keinen Grund, den Auslöser dort anzubringen. Ich weiß nicht, für wessen Hände diese Kamera entworfen wurde, aber für meine war sie es definitiv nicht.

Die Ergebnisse waren großartig. Selbst auf abgelaufenem Kodak 200 Gold-Film (ich habe einen ganzen Gefrierschrank voll davon) kommen die Details wunderbar zur Geltung, der Farbkontrast ist fantastisch, und der enorme Fokussierweg ermöglicht selbst bei Offenblende und f/1.9 gestochen scharfe Bilder. Insgesamt hat es mir viel Spaß gemacht, die Kamera das ganze Wochenende über zu benutzen, aber wenn ich die Möglichkeit hätte, sie zu besitzen, würde ich ablehnen.

Alle Fotos wurden mit der Alpa 11si und einem Kern Macro-Switar 50mm F1.9 Objektiv mit Kodak 200 Gold Film aufgenommen, mit Ausnahme des ersten Fotos, das von Erik Juhasz aufgenommen wurde.

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