Nicht ganz ein Leica-Objektiv (Taylor-Hobson Summarit 50mm f1.5)

Not Quite A Leica Lens (Taylor-Hobson Summarit 50mm f1.5)

Was passiert, wenn sich ein Optiker, ein Ingenieur und ein Geschäftsmann in einer Bar treffen? Die Geburtsstunde eines der ältesten und bedeutendsten Objektivhersteller der Welt. Bereits 1886 eröffnete Taylor, Taylor & Hobson ihre erste Werkstatt und begann mit der Entwicklung einiger der besten Optiken der Welt. Sie entwarfen bahnbrechende optische Formeln und schufen wunderschöne Kinoobjektive, die maßgeblich zur Entwicklung Hollywoods beitrugen. So sehr, dass die Academy of Motion Picture Arts and Sciences ihnen 2013 mit einem renommierten Preis die Ehre erwies, „den Look des Kinos im letzten Jahrhundert mitgeprägt zu haben“.

Taylor, Taylor & Hobson lizenzierte im Laufe der Jahre zahlreiche optische Formeln an andere Kamerahersteller, darunter Schneider, Voigtländer und Leica. In den 1920er- und 1930er-Jahren etablierte sich Leica als neuer Marktführer im Bereich der 35-mm-Filmkameras, doch die Objektivauswahl ließ noch zu wünschen übrig. Ein lichtstarkes 50-mm-Objektiv war gefragt, und so erwarb Leica 1936 die Lizenz für ein Objektivdesign von Taylor, Taylor & Hobson und brachte das Leica Xenon 50 mm f/1.5 auf den Markt (Wissenswert: Frühe Exemplare dieses Objektivs tragen den Aufdruck „Taylor-Hobson Patent“ auf dem vorderen Ring). Das Xenon wurde bis 1949 in relativ geringen Stückzahlen gefertigt, bevor es leicht modifiziert und als Summarit 50 mm f/1.5 neu aufgelegt wurde. Ein sehr kompaktes und lichtstarkes Objektiv, das viele begeisterte und viele gleichermaßen spaltete. Doch eines ist für mich klar: Es ist kein Leica.

Taylor-Hobson 50mm Summarit f/1.5

Hört mir zu. Ich will damit nicht sagen, dass ich dieses Objektiv liebe oder hasse. Es verhält sich einfach anders als alle anderen Leica-Objektive, die ich bisher benutzt habe. Während Leica-Objektive für ihre Schärfe bekannt sind, ist dieses Objektiv eher weichgezeichnet. Sehr weich. Weicher als weich! Ursprünglich hat mich die einzigartige 15-Lamellen-Blende begeistert. Diese Konstruktion sollte angeblich ein wunderschönes Bokeh erzeugen, besser als andere lichtstarke 50-mm-Objektive der damaligen Zeit. Ich habe jedoch festgestellt, dass es völlig egal ist, wie schön der Hintergrund aussieht, wenn das Motiv unscharf ist. Auch die Farbwiedergabe ist nicht die beste. Typisch Leica: Man möchte mit diesem Objektiv am liebsten in Schwarzweiß fotografieren (was wohl das Einzige ist, was an diesem Objektiv „Leica“ ist).

Alles in allem ist es kein schlechtes Objektiv. Für seine Zeit war es eine technische Meisterleistung, so viel Lichtstärke aus einem so kleinen Gehäuse herauszuholen. Und in den richtigen Situationen kann es ein fantastisches Porträtobjektiv sein. Aber sagen Sie bloß nicht, es sei ein Leica. Das ist es nicht. Es ist ein Taylor, Taylor & Hobson.

Fotos aufgenommen mit einem M3 mit Ilfor XP2 Super 400

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